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Codierte Hochspannung – singende Blitze

Basierend auf den Studien und Erfindungen William Duddels, Nicola Teslas, Pater Landell de Mouras und Hermann von Helmholtz’ entwickelte der Künstler und Komponist Jan-Peter E.R. Sonntag – Deutscher Klangkunstpreis und CynetArt Award 2008 – ein erstes rein elektrisch/elektronisches System: Computercodierte
Hochspannungsplasmen / Lichtbögen lassen elektronische Stimmen – fast masselos emittiert – im Raum erschallen, sie “funken”, senden und empfangen “wireless”. Die Suche nach dem Wesen der Elektrizität, die seit fast drei Jahrhunderten im Zentrum der Materiediskussionen steht, schloss sich an.

Das sonArc:project – Der domestizierte Blitz von Jan-Peter E.R. Sonntag ist ein Zyklus in wechselnden Formaten. Er umfasst multimediale Kompositionen, Installationen und Salons, in denen der Künstler sich gemeinsam mit Naturwissenschaftlern, Medientheoretikern und Technikern auf die Suche nach dem Wesen der Elektrizität und den elektrisch-elektronischen Wurzeln und Visionen unseres Medienzeitalters begeben hat.

Am 2. Dezember 2008 wurden Buch und DVD des Projektes offiziell in der Akademie der Künste am Pariser Platz einer heterogenen Öffentlichkeit vor gestellt. Gerade an jenem Ort ging es darum aus der Urbestimmtheit dieser Institution dieses initial Kunstprojekt als eines zu präsentieren, dass sowohl praktische wie theoretische sowie wissenschaftliche Teile verschiedener Gattungen hat sowie Kunst ist.

Bei dieser Präsentation geht es Jan-Peter E.R. Sonntag im ersten Teil um die Vorstellung bestimmter Kompositionsaspekte der auf der DVD dokumentierten Kammeroper sowie um Referenzen in die minimal und conceptual art bei dem Installations Ensemble im Würtembergischen Kunstvereins in Stuttgart, sowie im 2. Teil in einem Gespräch um das BUCH mit DVD als Format und die Frage in wie weit Kunst und Wissenschaft sich in einem solchen Format überschneiden können, ohne sich zu entwerten.

Mittwoch, 4. Februar, 18.00 Uhr, Medientheater HU Berlin, Sophienstraße 22A

book-preview:
http://www.sonarc-ion.de/index2.html

sonArc::project / AdK :
http://www.sonarc-ion.de/bildstrecke/adk/

Elektronenröhren in der Vergangenheit und heute:

Drei beispielhafte Anwendungen mit überraschenden Aspekten:
Obertöne erzeugen, Impulse zählen und Schall mit Plasmaentladungen erzeugen. Mit vortragsbegleitender Live-Demonstration dieser Anwendungen (Dipl.Ing.Henry Westphal, Tigris-Elektronik GmbH Berlin und TU-Berlin).
Obertöne erzeugen:
Die elektrische Gitarre ist das dominierende Instrument der heutigen populären Musik. Ihr charakteristischer Klang entsteht jedoch erst im Zusammenwirken mit den leicht gekrümmten Kennlinien der Elektronenröhren, womit ein bestimmtes Obertonspektrum entsteht. In den 1950-er Jahren entwickelte sich der bis heute übliche Stil des E-Gitarrenspiels in enger Wechselwirkung zwischen den damaligen musikalischen und technischen Weiterentwicklungen. Auch heute noch werden hochwertige Profi-Gitarrenverstärker fast ausschließlich mit Elektronenröhren hergestellt. Derzeit laufende Untersuchungen an der TU-Berlin zeigen, daß sich der Mythos des besonderen Klangs von Originalröhren aus den 1950-er Jahren meßtechnisch nachvollziehen und plausibel begründen läßt.
Impulse zählen:
Digitaltechnik ist „Null und Eins“? Meistens, aber nicht immer. Es gab auch schon ganz andere Konzepte. Im Jahr 1949 hat Philips eine dekadische Zählröhre erfunden, in der die Zustände „0“ bis „9“ durch zehn diskrete Spannungsniveaus dargestellt werden. Die Röhre vereinigt die Funktionen „Zählen“, „Speichern“ und „Anzeigen“, ist somit die erste digitale integrierte Schaltung der Welt. Sie steht beispielhaft für eine aus heutiger Sicht absolut unkonventionelle Form von Digitaltechnik, deren Weiterentwicklung in den späten 1950-er Jahren, zugunsten des sich rasch durchsetzenden Transistors, aufgegeben wurde. In einem Projekt im Rahmen der Lehre an der TU-Berlin kamen diese Röhren wieder zum Einsatz.
Schall mit Plasmaentladungen erzeugen:
Schallwandlung mit Plasmaentladungen geschieht ohne die Trägheit mechanisch bewegter Masse und ohne Richtwirkung. Damit ist eine transparente und prägnante Hochtonwiedergabe im High-End-HiFi-Bereich möglich. Die, in guten CD-Aufnahmen vorhandene, Räumlichkeitsinformation kommt in verblüffender Weise bei der Wiedergabe zur Geltung. Aufgrund der hier benötigten Spannungen im zweistelligen kV-Bereich sind Elektronenröhren für die Plasmaerzeugung auch heute noch prädestiniert. Im Rahmen der Lehre an der TU-Berlin wurde ein kompromisslos auf Wiedergabequalität ausgelegtes Plasma-Hochtönersystem entwickelt. Tigris-Elektronik hat jüngst einen röhrenbestückten Plasma-Generator an eine süddeutsche Forschungseinrichtung geliefert.
Deutsches Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin, Vortragssaal

Now I'm here: oper[Δt]iv && perform[Δt]iv

Here I stand (here I stand..)
Look around around around around around
(Around around around around around…)
But you won’t see me (you won’t see me..)
Now I’m here (now I’m here..)
Now I’m there (now I’m there..)
I’m just a just a new man
Yes you made me live again

Das Moment der Wirklichkeitserzeugung ist Operation und Performanz gemeinsam: am Beispiel der Signallaufzeitverzögerung in den 1950er bis 1970er Jahren werden die operativen Prozesse des Präzedenzeffekts, des Slapback-Echos, Freddie Mercurys Bühnenperformance und des delay organs im multiplyer network des EDVAC auf ihre performativen Qualitäten hin befragt.

Am 30. Januar 2009 um 12.00 Uhr, Mediologisches Kolloquium, HU Berlin. Medientheater.

Sonolevitation

Leider nur für geladene Gäste, aber immerhin wieder in Berlin: Evelina Domnitch und Dmitry Gelfand eröffnen die transmediale.09

A 15 kHz standing wave is generated between a transducer and a reflective surface: two waves sharing the same frequency and amplitude propagating with a 180 degree phase shift in opposite directions. Where the two waves superpose, the acoustic pressure is cancelled out, resulting in the formation of pressureless nodes that occur at half wavelength intervals — standing waves cannot arise unless they divide their medium into an integral quantity of half wavelengths. A high frequency, high amplitude standing wave, traveling through the air, creates tightly focused pressure fields that are strong enough to trap matter in the pressureless nodal cavities.
For this rendition of Sonolevitation, slivers of gold are acoustically suspended and spun in different directions at varying speeds. The spin reveals the rotary behavior of acoustic vibrations as well as the dynamics of frictionless motion (untainted by gravitational forces). A close-range microphone monitors the slivers’ modulation of the levitatory standing wave: the slightest turbulence or change in spin has highly audible consequences. The slivers also interact with each other, modifying one another’s spin patterns.

http://www.transmediale.de/de/eroffnungsfeier-tm09

Visualizing Oscillations

“Wieweit die Emanzipation vom natürlichen Klang bereits fortgeschritten ist, davon geben die Partituren dieser Richtung ein aufschlußreiches Bild. Das Notenbild ähnelt mit seinen in weiten Sprüngen gesetzten Tonpunkten geradezu einem Oszillogramm. Man hat den Eindruck, daß seine Verwirklichung die Präzision und Beweglichkeit des die Noten rasternd abtastenden Strahles der Braunschen Röhre voraussetzt.” (Robert Beyer, 1954)
In den knapp einhundert Jahren zwischen Fouriers Theorem und DER RÖHRE hat man Sinunsschwingungen nicht gesehen. — Hat man nicht? — Hat man!

Dem “materiellen” Sinuston wurde mit verschiedenen Medien auf den immateriellen Zahn gefühlt. Die bekanntesten sind der Phonautograph und die Sirene.
Eine kleine Medientheater-Einlage bei Ubiquitous Oscillations zeigt mit dem Rubens’schen Flammenrohr ein echt “heißes” Medium der Wellenvisualisierung.

im Rahmen der Ausstellung [“Ubiquitous oscillations” or “Fourier changed our world”] http://ubiquitous-oscillations.com/

Do 15. Januar, 20:00 Uhr
General Public, Schönhauser Allee 167c, Berlin

Jan-Peter E. R. Sonntag
+ Martin Donner, Oswald Berthold + Sebastian Döring
werden über den Zusammenhang von Fourier, Klang, Elektronik und Mediengeschichte referieren.

Kuratiert und moderiert von Shintaro Miyazaki (Medientheoretiker, Kurator und Künstler)